Da viele Verbraucher über viele Jahre ihren Strom vom lokalen Grundversorger bezogen haben, besteht ein gewachsenes Vertrauensverhältnis zu diesem regionalen Anbieter. Obwohl der Grundversorgungstarif in der Regel teurer ist als die Tarife anderer Anbieter, meiden viele Verbraucher nach wie vor einen Anbieterwechsel. Oftmals wird noch nicht einmal ein Wechsel in ein günstigeres Tarifmodell desselben Grundversorgers erwogen.
Der liberalisierte Strommarkt bietet schon länger die Option des Anbieterwechsels. Viele Verbraucher hegen aber die Befürchtung, bei einem Wechsel zu einem Stromanbieter Fehler zu machen oder übervorteilt zu werden. Diese Ängste wurden und werden bisweilen auch durch Medienberichte geschürt.
Tatsächlich kam es in der Vergangenheit auch zu Insolvenzen bei Stromanbietern. Unter diesen Anbietern waren auch solche mit Tarifen, für die Verbraucher in Vorkasse gegangen waren. Die Aussicht, das bereits gezahlte Geld im Rahmen des Insolvenzverfahrens zumindest teilweise zurückerstattet zu bekommen, ist gering. Hinzu kommt, dass die meisten Verbraucher nicht umfassend über ihre Rechten und Pflichten beim Wechsel des Stromversorgers unterrichtet sind. Unternehmensgröße und Bekanntheit schaffen stets einen Vertrauensvorschuss. So ist es kein Wunder, dass bei einer Untersuchung zur Vertrauenswürdigkeit von Stromanbietern die vier ersten Plätze von den bekannten Anbietern EON, Yello Strom, RWE, Vattenfall und EnBW belegt werden.
Vor einem Stromanbieterwechsel sind die vertraglichen Konditionen genau zu prüfen. Relevante Punkte sind Strompreis pro Kilowattstunde, Preisgarantie, Zahlungsmodus, Zahlungsturnus, Vertragslaufzeit, Höhe und Zeitpunkt einer etwaigen Bonuszahlung, sonstige Vergünstigungen, Kündigungsfrist und Vorauszahlungen bei Paketpreisen. Bei einem online durchgeführten Vertragsabschluss hat der Verbraucher ein Widerrufsrecht von 14 Tagen. Dies gilt auch für Stromverträge, die online abgeschlossen wurden. Das Wissen, die Entscheidung innerhalb dieser Frist rückgängig machen zu können, mag vielen Verbrauchern den Wechsel leichter machen.